Wenn Gott, dann aber welcher Gott?

Der bestgemeinte, ehrlichste Glaube nützt nichts, wenn er sich auf einen nicht realen Gott bezieht. Er führt dann nur zu einer Scheinsicherheit, ohne daß sich an den Konsequenzen das Geringste ändert. Ich fühle mich "sicher" und bin an weiteren Informationen gar nicht interessiert, ohne daß ein Grund dafür vorhanden wäre. Ich verlasse mich auf eine bloße Annahme ohne jede Gewißheit.

In bezug auf die Realität ist unsere Meinung daher völlig unerheblich. Auch was die berühmtesten Theologen, Propheten, Religionsstifter und Philosophen über Gott denken, hat auf die Realität keinerlei Einfluß. Auch wenn Millionen Menschen etwas Falsches glauben, wird es dadurch nicht richtiger. Es geht nicht darum, daß wir nach Bestätigung für irgendeine Meinung oder Lehre suchen (auch wenn es unsere eigene ist), sondern daß wir die Realität herausfinden. Bei all den vielen Gottesvorstellungen geht es in erster Linie darum, ob sich der betreffende Gott schon einmal als real erwiesen hat.

Gott, Götze, Einbildung, Kraft oder Prinzip?

Fast alle Religionen und Sekten beanspruchen, die einzige Wahrheit zu besitzen. Diese "Wahrheiten" widersprechen sich jedoch untereinander so sehr, daß sie nicht alle zugleich "wahr" sein können. Das gilt für die heiligen Bücher der großen Religionen, die Lehren weiser Männer wie Buddha, Laotse, Tao usw., die Privatoffenbarungen der Gurus, Yogis, Medien und Sektengründer, die Ideen der Philosophen und Ideologen usw. Jedesmal ist etwas anderes "wahr".

Irgendwo in dieser Vielfalt von Religionen, Ersatzreligionen, Glaubenskonzepten und Gottesvorstellungen befindet sich möglicherweise die Wahrheit. Aber wo? Es lassen sich dabei vier Grundkonzepte erkennen: Atheismus, Polytheismus, Pantheismus und Monotheismus. Was besagen diese Konzepte im einzelnen?

1. Atheismus: Der Glaube an keinen Gott; der Mensch tritt an die Stelle Gottes. Einen Beweis für die Nichtexistenz Gottes allerdings konnte der Atheismus noch nie erbringen. Er ist also eine reine Ersatzreligion. Formen: Philosophien und Ideologien wie Humanismus, Liberalismus, Existentialismus, Marxismus, Anarchismus usw.

2. Polytheismus: Der Glaube an viele Götter; an Ahnengeister, Totemfiguren, Dämonen usw.; der Bereich der Natur- und Primitivreligionen. Es herrscht wohl allgemeine Übereinstimmung darüber, daß in diesem Bereich der Gott, der als mögliche Realität hinter allem Leben steht, nicht zu suchen ist. Wenn hier überhaupt irgendeine Realität wirksam wird, dann handelt es sich um die negativer, okkult-dämonischer Mächte.

3. Pantheismus: Der Glaube an einen Gott, der alles einschließt und erfüllt - Gut und Böse, den Kosmos, die Natur, alle Lebewesen, jeden Menschen. Dieser Gott ist ganz und gar nichtpersonhaft; ein unpersönliches "ewiges Gesetz" (Karma) oder eine unbestimmte "kosmische Kraft". Die Wurzeln dieses Glaubens finden sich im Hinduismus-Buddhismus. Ende letzten Jahrhunderts wurde er von den Theosophen-Anthroposophen in den Westen importiert. In moderner Form taucht er heute in vielen Sekten, bei Spiritisten und in der "New-Age"-Bewegung, dem Glauben an ein neues "Wassermannzeitalter", wieder auf. Selbst viele Menschen mit christlichem Hintergrund stellen sich Gott als eine Art pantheistische, nichtpersonhafte unbestimmte Kraft vor - was im klaren Gegensatz zu den biblischen Aussagen steht.

4. Monotheismus: Der Glaube an einen einzigen, personhaften Gott, wie er sich in den monotheistischen Religionen Islam, Judentum und Christentum findet. Hier ist der Mensch entweder unter dem Prinzip des Gesetzes (Islam und Judentum) oder der Gnade (Christentum). Entweder steht er einem strengen, unnahbaren Gesetzesgott oder einem gütigen, anteilnehmenden Vatergott gegenüber.

Kann Gott überhaupt ein unpersönliches Gesetz (Karma) sein?

Oder anders herum gefragt, ist ein unpersönliches Gesetz ohne einen personhaften Gott überhaupt möglich?

Eine solche Vorstellung ist in sich selbst nicht logisch. Wenn es tatsächlich so etwas wie ein moralisches Prinzip oder "ewiges Gesetz" gibt, dann kann das nicht losgelöst von einem "Gesetzgeber" sein. Ohne eine dahinterstehende gesetzgebende Instanz schwebt jedes ethisch- moralische Gesetz im luftleeren Raum und bliebe völlig unverbindlich. D. h., es wäre gar kein Gesetz, sondern eine bloße Idee. Ein sittliches Gesetz wird erst dann zu einem Gesetz, wenn ein "Gesetzgeber" da ist, der auch wertende und richterliche Autorität ausübt. Das kann im ethisch-moralischen Bereich nur eine Persönlichkeit sein.

Auch die Vorstellung von einem Gott, der eine unpersönliche Kraft oder kosmische Energie ist, hilft nicht weiter. Eine unbestimmte Kraft (wie z. B. Schwerkraft oder Elektrizität) kann weder denken, planen, werten, entscheiden noch handeln. Wenn Gott keine Persönlichkeit besitzt, wäre er weniger als wir! Wenn aber Gott existiert, dann muß er mehr sein als wir, sonst wäre er kein Gott. Und wenn wir Menschen sowohl eine Persönlichkeit als auch ein moralisches Bewußtsein (Gewissen) besitzen, weist dies auf einen personhaften und über uns stehenden Gesetz- bzw. Gewissensgeber hin. Sowohl ein ewiges Gesetz als auch eine unbestimmte Kraft sind ohne einen personhaften Gott logisch nicht möglich!

Auch die "Natur" spricht für einen persönlichen Gott

Sogar gewisse Naturgesetze weisen auf einen "persönlichen" Gott hin. Z. B. bewegen sich die Gestirne in festen Bahnen; sie sind "programmiert". Ebenso handeln Tiere nach einem Programm - ihrem Instinkt. Einzig der Mensch besitzt eine moralische Entscheidungsfreiheit (und daher Verantwortung!). Die programmierten Abläufe in der Natur lassen sofort die Frage nach dem "Programmierer" aufkommen. Wer ist der Urheber dafür, daß die Vögel ihre Nester bauen können und ihre "Vogelfluglinien" wissen, obwohl sie dies nie "lernen"? Wieso streben Lachse aus dem Ozean in die heimatlichen Flüsse zurück, um dort zu laichen? Wieso wandern die Aale zum Laichen aus den Flüssen ins Meer? Das ist vom Standpunkt der Evolution total überflüssig und sinnlos. Es gibt weder irgendeine Notwendigkeit noch einen "Evolutionsdruck" zu solchen Wanderzügen.

Wer hat Samen, Eier und Keimzellen so programmiert, daß daraus Leben entspringt? Schon von der mathematischen Wahrscheinlichkeit her scheidet die Zufallserklärung der Evolution hierbei völlig aus. Um derart hochkomplizierte Programme herzustellen, genügt weder eine unpersönliche Kraft noch gar blinder Zufall. Dazu braucht es höchste Intelligenz eine zweckdienlich planende Persönlichkeit.


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© Jugend mit einer Mission/TPI,
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Text: Werner Harke
Die Veröffentlichung erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.
HTML-Formatierung: Wolfgang Hutter, Oktober 1996